25.03.2021

Physiotherapie und Training - ein unschlagbares Team

Interview mit Holger Gerhardt, Fachliche Leitung der Physiotherapie im Rückenwind
Physiotherapeut, Heilpraktiker, Osteopath, DOSB Sportphysiotherapeut

Hallo Holger, vielen Dank, das du dir die Zeit genommen hast für dieses Gespräch. Du bist schon viele Jahre fester Bestandteil des Rückenwind Teams und verfügst als fachlicher Leiter der Physiotherapie über einen immensen Erfahrungsschatz. Du bist ein großer Befürworter der Kombination aus Therapie und Training, was heißt das denn für dich?

Holger Gerhardt: Als Physiotherapeuten kommen wir ja ins Spiel, wenn Leute akute Probleme haben. Und dann würde ich eben immer dazu raten, möglichst frühzeitig auch mit dem ergänzenden Krafttraining zu beginnen. Dann können Therapie und Training optimal zusammenwirken.

Dadurch, dass wir bei Rückenwind nicht nur Physiotherapie, sondern auch Fitnesstraining anbieten, haben unsere Patienten optimale Anschlussmöglichkeiten, um ihre Übungen der KGG (Krankengymnastik am Gerät) am selben Ort weiterzuführen.

Warum ist es dir ein Anliegen die Wichtigkeit des Trainings zusätzlich zur Therapie zu thematisieren?

Holger Gerhardt: Therapie ohne Training ist für mich einfach keine echte Therapie. Vor allem bei Patienten die schon sehr lange mit Symptomen in der Physiotherapie sind, beobachte ich, dass die passive Behandlung durch uns als Therapeuten langfristig zwar gut ist, aber einen wirklichen Durchbruch gab es häufig erst durch aktives Handeln. Eben durch das eigene ergänzende oder weiterführende Training. Als Therapeuten haben wir selbst eine sehr körperliche Arbeit, die uns einiges abverlangt. Auch wir trainieren im Rückenwind, um uns fit zu halten. Wie unsere Patienten kennen wir natürlich den Kampf gegen den inneren Schweinehund sehr gut.

Gab oder gibt es auch Gegenstimmen zum ergänzenden Training in der Therapie?

Holger Gerhardt: Die Ansichten ändern sich natürlich mit der Zeit. Während wir heute wissen, dass damit großartige Ergebnisse erzielt werden können, war es vor 15 Jahren noch ein absolutes „No-Go“ mit Patienten der Neurologie, zum Beispiel mit Schlaganfall oder Parkinson, zusätzliches Training zu absolvieren. Ebenso bei Bandscheibenvorfällen. Heute wissen wir, dass ein Training mit nicht nur leichten Gewichten, sondern einem spürbaren Trainingsreiz, durchaus hilfreich und sinnvoll ist. Wir machen im Team regelmäßig Fortbildungen, um unsere Patienten die bestmögliche Therapie nach neuesten Erkenntnissen angedeihen zu lassen. 

Hast du Tipps für Patienten, die nach einer Verletzung gerne das Training beginnen möchten?

Holger Gerhardt: Eine enge Zusammenarbeit mit Patient, Arzt und Therapeut ist hierbei wichtig. So können wir gemeinsam schauen, was für die Heilung optimal ist.

Außerdem ist wichtig zu wissen, dass der Körper nach einer Verletzung länger braucht, um sich anzupassen. In den ersten Wochen kann es im Zuge des Trainings durchaus zu Schmerzen kommen. Im Rahmen der neuen Gewöhnung an das Training ist das völlig normal. Zum Beispiel ist bei Patienten mit Rückenschmerzen nach einem akuten Bandscheibenvorfall eine lokale Verspannung durchaus ein legitimes Symptom. Der Patient spürt aber normalerweise den Unterschied zwischen dem Bandscheibenvorfall-Schmerz und dem Trainingsreiz.

Was ist dein bester Ratschlag für Patienten die ihr Training beginnen möchten?

Holger Gerhardt: Die ersten 14 Tage nach Trainingsstart sind entscheidend. Gib dir und deinem Körper diese zwei Wochen Zeit, während du regelmäßig trainierst. Vielleicht macht es dir am Anfang keinen Spaß. Mach trotzdem weiter. Durchhalten. Durchhalten. Durchhalten. Die Anpassung kommt und damit auch der Spaß am Training.

Danke für deine Zeit und die hilfreichen Tipps!

Noch ein Hinweis für unser Leser*innen: Aktuell hat bei uns nur die Physiotherapie geöffnet. Wir hoffen aber, dass das Training bald wieder möglich sein wird - auch um die Erfolge physiotherapeutischer Behandlungen langfristig zu sichern. Eure Pia Victoria Thiemann.

 

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